Am Gemeindevormittag am 18. Juni ging es um das Thema Kommunikation. Weil in der Diskussion die Zeit dazu fehlte, wollen wir in diesem Beitrag vertiefend skizzieren, wie sich die Herausforderungen in unserer Gemeinde darstellen und welche Konzepte es dazu gibt.
Bartholomäus ist eine landeskirchliche Gemeinde. Das bedeutet, dass sich Zugehörigkeit nicht nur durch Beteiligung am Gottesdienst oder in Kreisen ergibt. Wir wollen die nicht aus dem Blick verlieren und für sie einladend sein, die eine andere Teilhabe am Leib Christi pflegen. Gleichzeitig beschränkt sich Bartholomäus nicht auf den Gemeindebezirk Giebichenstein: Gemeindemitglieder wohnen über die ganze Stadt verstreut.
Bartholomäus ist keine klassische pfarrerzentrierte Kirchengemeinde mit starren Strukturen und Hierarchien. In Bartholomäus gibt es viele verschiedene Arbeitszweige und glücklicherweise unzählige Ehrenamtliche, die teilweise sehr viel Zeit in die Gemeindearbeit investieren. Wir nennen das Beteiligungsgemeinde. Weil die Gemeindeleitung unmöglich alle Verästelungen im Blick behalten kann, gibt es seit inzwischen mehr als zehn Jahren die Koordinator:innen.
Seit vielen Jahren begleitet uns das Motto „Gemeinde zwischen Tradition und Aufbruch“. Es signalisiert, dass wir offen sind für Veränderungen. Und die erleben wir an vielen Stellen: Nicht nur, wenn äußere Umstände wie in der Corona-Pandemie das Gemeindeleben auf den Kopf stellen, sondern zum Beispiel auch, dass nicht mehr alle selbstverständlich an jedem Sonntag im Gottesdienst anzutreffen sind: Sei es aus Zeitgründen oder wegen Alter, Krankheit oder familiären Anforderungen. Trotzdem sind diese Menschen Teil der Gemeinde und wir wollen Teilhabe ermöglichen.
Bartholomäus ist eine Gemeinde, die mehrere Generationen überspannt. Dazu gehören Ältere, die mit den traditionellen Kommunikationsformen einer Kirchengemeinde vertraut sind, eine mittlere Generation, die im Berufsleben seit vielen Jahren selbstverständlich digitale Formate nutzt, und Jüngere, die E-Mails für ein Werkzeug aus der (digitalen) Steinzeit halten. Und schließlich können auch andere Gründe dazu beitragen, ob jemand eher analoge oder digitale Medien bevorzugt.
An vielen Stellen ist Bartholomäus über die Gemeinde im engeren Sinn hinaus vernetzt: Seien es das Gründer:innenHaus Steiler Berg, andere Gemeinden in der Region, Akteure aus dem kulturellen Leben in Giebichenstein und viele mehr. Da klingt schon vieles an, was Felix Eiffler in seinem Vortrag zur regio-lokalen Kirchenentwicklung beim Gemeindevormittag Ende März ausgeführt hat.
Das alles macht deutlich: Bartholomäus ist schon lange viel mehr als die übersichtliche und kuschlige Gemeinde, nach der es im Gottesdienst und im Kirchencafé manchmal aussieht. Unsere Gemeinde ist vielmehr ein lebendiger, bunter und ziemlich komplexer Organismus. Und wenn wir prüfen, ob wir auf eine gemeinsame Zukunft mit Petrus zugehen, wird es vermutlich zukünftig noch komplexer.
Das heißt aber auch: Es gibt nicht das eine ideale Medium. Sondern wir müssen gut überlegen, was wir auf welchem Weg kommunizieren, damit es die richtigen Menschen erreicht. Das haben wir vor einiger Zeit grundlegend getan, passen die Wege aber auch fortlaufend an die Erfordernisse an. Hier einige Beispiele:
- Unser Gemeindebrief Phoebe ist ein „Bring-Medium“: Alle Haushalte, in denen Gemeindemitglieder leben, erhalten automatisch per Post ein Exemplar, zur Zeit sind das rund 1.000. Die Phoebe erreicht also auch Menschen, die zwar formal zur Gemeinde gehören, aber sonst wenig Berührungspunkte haben oder höchstens an Weihnachten im Gottesdienst anzutreffen sind. Die Phoebe ist unsere Brücke zu diesen Menschen, mit der wir anschlussfähig sein wollen. Deshalb kommunizieren wir in der Phoebe neben einem geistlichen Impuls wichtige Entwicklungen in der Gemeinde und Gelegenheiten, zu denen man wieder Anschluss finden kann.
- Weil die Phoebe nur fünfmal im Jahr erscheint, als Print-Medium einigen Vorlauf braucht und deshalb nicht flexibel auf Veränderungen reagieren kann, haben wir die Gottesdienste schon vor vielen Jahren ausgekoppelt und zunächst in einem separaten Terminblatt kommuniziert. Allerdings haben zunehmend weniger Menschen ein Terminblatt mitgenommen. Weil einige Senior:innen signalisierten, dass für sie das Terminblatt weiterhin wichtig ist, auch wenn sie nicht mehr in den Gottesdienst kommen können, erhalten sie auf Bestellung das Terminblatt zugeschickt. In der Kirche liegen wegen der deutlich gesunkenen Nachfrage nur noch wenige Exemplare aus.
- Der wochenaktuelle Newsletter kann gut auf aktuelle Veränderungen reagieren, hat anders als Phoebe und Terminblatt keine Platzbeschränkung und hat sich als zentrales Medium vor allem für den inneren Gemeindekreis (rund 190 Abonnent:innen, meist Ehrenamtliche oder regelmäßige Gottesdienst-Gemeinde) etabliert. Er ist offen für alle, die ihn bestellen wollen, also nicht nur für Gemeindemitglieder. Er enthält alle Inhalte der Phoebe und des Terminblatts, geht aber darüber hinaus. Die meisten Inhalte des Newsletters finden sich auch öffentlich auf der Bartho-Website.
- Der Schaukasten ist in unserem Konzept für die Öffentlichkeitsarbeit nicht mehr ein Sammelbecken für alle möglichen bunten Zettel. Er soll als Visitenkarte für alle dienen, die auf ihrem Weg an unserer Gemeinde vorbei kommen. Im Zentrum stehen deshalb Basisinformationen zu unserer Gemeinde mit einem Verweis auf die Website, ausgewählte ansprechend gestaltete Plakate für Veranstaltungen, die auch für Außenstehende interessant sein können, sowie gelegentlich ein Hingucker mit einem geistlichen Wort.
- Der GKR hat intensiv darüber nachgedacht, wie die Gemeinde besser Anteil bekommt an dem, was in den Sitzungen beraten wird. Aber nicht immer ist alles gleich spruchreif oder veröffentlichungsfähig. Das Ergebnis der Überlegungen ist der GKR-Podcast auf YouTube.
- Die ehemaligen Redaktionssitzungen für die Phoebe sind jetzt Sitzungen der Öffentlichkeitsarbeit. Zu Beginn jedes Treffens klären wir, welche Ereignisse und Entwicklungen für die kommende Zeit für wen wichtig sind und in welchem Medium sie deshalb erscheinen sollen. Damit hat sich also der Fokus klar verschoben von „Wie füllen wir das Blättchen?“ zu einer arbeitsteiligen und Zielgruppen-orientierten Kommunikation.
Trotz aller dieser Planungen und Konzepte kommt trotzdem manchmal das Leben dazwischen: Äußere Umstände nach dem Versand des Newsletters erfordern kurzfristige Änderungen am Gottesdienst; Menschen vergessen in der Alltagshektik, Informationen weiterzugeben; Prozesse dauern länger als geplant oder es passieren trotz aller Sorgfalt Fehler. Manchmal können auch nicht alle Aspekte zu dem gewünschten Zeitpunkt oder in der gewünschten Ausführlichkeit kommuniziert werden, wie einige es sich wünschen, etwa wenn das informationelle Selbstbestimmungsrecht Dritter und der Persönlichkeitsschutz betroffen sind.
Deshalb sind wir darauf angewiesen, dass wir uns gegenseitig glauben können: Die anderen tun ihr Bestes für die Gemeinde. Niemand verschweigt absichtlich wichtige Informationen, um Macht zu sichern und andere auszugrenzen. Im Zweifelsfall hilft: eine konkrete Nachfrage oder eine E-Mail an die zuständige Stelle, wenn ein Fehler auffällt, jemand gute Ideen für Veränderungen bei der Kommunikation hat oder sich vorstellen kann, dabei mitzuhelfen, dass es besser geht. Und für den Rest reicht vielleicht eine guter Schuss Großzügigkeit, wenn Dinge trotz bester Absichten schief gehen.
Iris Hinneburg, Cornelia Büdel, Ralf Döbbeling