Am 10.09. findet in der Petruskirche ein Konzert statt. Kantor Pippel hat mit Chor und Orchester dafür geprobt. Im Musizieren wachsen unsere Gemeinden aufeinander zu. Als Mitglied des Chores nehme ich das mit Dankbarkeit wahr. Wir sind nicht nur eine Gemeinschaft des Musizierens. Die geistlichen Texte und Lieder, der gesungene Abendsegen und vor allem die Erschließung von Rhythmus und Melodie über die präzise Aussprache der Texte machen aus den Proben eine Zeit gottesdienstlicher Zusammenkunft.
Bei einer Probe war ich überrascht, als wir eine schwierige Stelle nicht gut meisterten. Der Kantor ließ uns die Textpassage sprechen. Er steigerte die Geschwindigkeit bis in das gewünschte Tempo. Als wir dann diese Stelle sangen, blieb zwar keine Zeit die Notenmelodie zu verfolgen, aber der Gesang war gut und richtig.
Mir wurde deutlich, auch die Komponisten haben ihre Musik nicht nur aus Noten zusammengesetzt, sondern sie ist lebendige Botschaft, lebendiges Wort.
Das ist ein Bild für unsere Gemeinden. Manchmal verkämpfen wir uns in den Details der Gemeindearbeit. Gemeinde fängt mit „Gemein“ an. Gemein-schaft ist nicht immer einfach. Wir haben oft so unterschiedliche Vorstellungen.
Wenn es konkret wird, im Gottesdienst, bei der Kindererziehung, der Gestaltung der Räume und bei bestimmten Regeln, hört die Einigkeit schnell auf. Wir liefen auseinander, wenn wir nicht Leitung und beharrlichen Willen zum Einklang erlebten.
Doch folgen wir der Methode unseres Kantors, kann es uns gelingen, dass das Schwierige leicht wird. Dann lassen wir uns ganz auf das ein, was uns in allen Farben und Tönen des Lebens aufgegeben ist: Die Botschaft Jesu zu leben und lebendig weiter zu sagen.
Das ist leichter gesagt als getan. In einer Mail schrieb Herr Grohmann sinngemäß: „Jede Meinung und jedes Argument ist wichtig, auch wenn es die Entscheidungen nicht einfacher macht. Für uns alle ist das mehr oder weniger frustrierend. Aber nur so können wir zu den guten Lösungen kommen, die wir doch alle wünschen.
“ Keinem Instrument ist ein schöner Ton zu entlocken, wenn wir nicht mit Talent und Ausdauer dafür üben. Manchmal möchten wir verzweifeln. Wir wünschten uns dann Gottes Hilfe, Kraft und Zuspruch.
Auch in der Gemeinde kann es schwer werden. Wir wünschen es aber leicht. Doch es sind oft nur Wolken, keine Sonne zu finden: „Komm nur Herr Jesu, wo bleibst du so lange? Komm doch mir wird hier auf Erden sehr bange. Mit der Welt hat man doch immer zu fechten und mit dem Teufel zur Linken und Rechten. Draußen ist Angst und innen ist Streit. Komm doch mein Bruder und gehe nicht weit.“
In dieser Vertonung von Buxtehude steht nicht „drinnen ist Angst und draußen ist Streit“. Es stimmt, in der Kirche ist Streit. Wie kann das im Leib Christi nur so zugehen? Eine Antwort: Wir sind nicht im Frieden! Wir können es aber sein, weil Gott selbst unser Friede ist. In der Bibel schreibt Paulus: „Werdet was ihr seid: Nicht Sklaven sondern freie und geliebte Kinder eures Vaters im Himmel. Ihr seid Gottes Kinder.“ Das Libretto der Kantate kommt zu dem Schluss: Wir dürfen die Hände nicht in den Schoß legen. Lass das Licht des Glaubens nicht ausgehen: „fülle die brennende Lampe mit Öle, auch um die Mitternacht fertig zu stehn und auf die ewige Hochzeit zu gehen.“
Können sie die Ermutigung sehen? Es gibt ein Rezept gegen Enttäuschung: „Christen sind keine Heiligen, sie sind die Gemeinschaft der begnadeten Sünder.“ Ermutigend ist für mich, dass wir wissen, wo wir das Öl für unsere Lampen finden können. Indem wir mit Verstand und Herz beharrlich nach den Quellen des Glaubens suchen. Gemeinsam geht das am Besten.
Ihr Pfarrer Becker