Vorwort:
Mit einer Themenreihe über das Gebet möchten wir hier die Vielfalt und Bandbreite des Betens deutlich machen und einige Formen vorstellen, die es in unserer Gemeinde gibt. Damit man eine praktische Vorstellung vom Beten bekommt, möchten eine Reihe von Gemeindemitgliedern dazu ihre Erfahrungen teilen.
Das Segnen
Was ist das Segnen eigentlich?
Beim Segnen oder beim Segensgebet stellen sich sowohl die segnende Person als auch die gesegnete Person unter die Gegenwart Gottes. Das darf Dank Jesu jeder!
Ziel ist es, Gutes wie z.B. Ermutigendes, Heilsames, Weises, Tröstendes, … durch Gottes Wirken für uns erfahrbar zu machen. Also den Segen durch uns selbst real werden zu lassen.
Dies kann direkt während der Segnung oder auch danach geschehen. Das heißt, der Segen ist nicht einfach nach der Segnung vorbei. Er bleibt auf dem Gesegneten und wirkt weiter und kann auch erst später durch Gott selbst zur Vollendung kommen. Ja, so fordert uns Jesus geradezu heraus, selbst unsere Feinde zu segnen.
Anna:
Welche Erfahrungen hast Du mit dem Segnen gemacht?
Schon als ich ganz klein war, wurde ich z.B. abends von meinen Eltern vor dem Zubettgehen gesegnet. Für mich ist das Segnen damals so eine Art „abendliche Berührung Gottes“ gewesen, die mir einfach gut getan hat. Später hab ich dann angefangen, selbst bei Freunden oder Familienmitgliedern um den Segen Gottes zu bitten und von der Seite des Segnenden her erlebt, wie gut Gott dem Gesegneten tut. Ich glaube, dass Segen Auswirkung hat.
Letztes Semester war ich bei einem Abendvortrag der ESG und kannte die Referentin nicht, hatte aber den Eindruck, dass Gott sie gern „erfrischen“ und ihr Lasten von den Schultern nehmen möchte. Nach dem Vortrag fragte ich sie (und ich war selbst überrascht, dass die Worte so einfach aus meinem Mund kamen), ob ich für sie beten und sie segnen dürfte. Sie guckte erstaunt, aber nahm gern an und ich merkte beim Beten, wie Gott an ihr handelt und sie entlastet und ermutigt. Das war eine besondere Erfahrung!
Marcus:
Was denkst Du über das Segnen?
Ich weiß, das Gott uns Menschen gerne segnet, denn von ihm kommt die eigentliche Kraft des Segens den ich im Gebet ausspreche. Das merke ich bei unseren Team F. Seminaren, wo das Segnen ein optionaler Bestandteil ist, besonders. Aber auch beim „Spring“-Festival habe ich das Segnen besonders schätzen gelernt.
So kam es vor, dass ich durch die Worte, die ich beim Segen spreche oder durch Eindrücke, die mir beim Segnen kommen, direkt in eine Situation oder ein Anliegen hineinspreche, ohne es vorher selbst reflektiert zu haben. Dieses „Hineinsprechen“ als Segnender oder auch als Gesegneter zu spüren und zu empfangen, ist schwer zu beschreiben und gleicht für mich immer einem Wunder. Um das zu erfahren, muss man allerdings Mut haben und es einfach ausprobieren!
Frank:
Was ist das Segnen für Dich?
Segnen ist für mich Dienen. Ich darf Werkzeug sein, um jemanden in einer bestimmten (Lebens-)Situation etwas von Gott zuzusagen oder ihm einfach nur nahe zu sein. Somit ist es ein Dienst an Gott und einem Nächsten.
Reinhard:
Was machst Du beim Segnen?
Beim Segnen lasse ich das, was Gott Gutes und Mut machendes über Menschen sagt, für die betreffenden Erwachsenen und Kinder hörbar und spürbar werden (durch das Auflegen der Hand – und die liegt wirklich auf, damit etwas fließen kann. Da nehme ich auf Frisuren nicht so viel Rücksicht:-) )
Warum ist Dir „Segnen“ wichtig?
Weil es eine Verbindung von Gott zu Menschen braucht, und das ist eine davon. Es gibt so viele Dinge, die uns nicht gelingen, die uns herunterziehen, die uns entmutigen. Segen gibt neue Kraft – mehr als ein netter Wunsch, sondern die Kraft fließt. Und wir, die wir segnen, sind nur der Durchlauferhitzer. Es kommt nicht durch uns, sondern fließt durch uns hindurch. Manchmal denke ich: Hilfe, was kann ich denn jetzt sagen. Dann ist es mein Gebet, dass Gott redet und ich mich frei machen kann von irgendeinem Impuls, aus mir heraus etwas Schlaues von mir geben zu müssen.
Erinnerst Du Dich an eine besonders schöne Erfahrung?
Eine besonders schöne Erfahrung war, als ich ein Kind segnete und mir die Mutter, die nicht dabei war, anschließend im Kirchencafé erzählte, dass das Bild, das ich benutzte, ganz genau für dieses Kind passte. Davon wusste ich nichts und es war für mich eine schöner Erfahrung, dass Gott es ist, der mir die Worte in den Mund legt.
Sigi:
Was verbindest Du mit dem Segnen?
Wenn ich gesegnet werde, erfahre ich die Zuwendung Gottes. Mir wird zugesprochen, dass Gott für mich ist und mit mir ist; dass ER der Handelnde in meinem Leben ist und ich SEINE Kraft erfahren darf. Gesegnet werden bestärkt mich darin, meinen Blick auf Gott und meine Erwartung an IHN zu richten. Rückblickend habe ich erfahren, dass Gottes Kraft verändernd wirkt. Und das Gute, das ich erfahren habe und immer noch erfahre, möchte ich gerne weitergeben.
Aaron bekommt bezüglich des priesterlichen Segens von Gott gesagt (4.Mose 6,27): „Denn ihr sollt meinen Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne.“ So verstehe ich segnen. Ich lege Gottes Namen auf die Person, damit Gott an ihr handelt und die segnet, nicht ich, sondern Gott ist der Handelnde.
Wenn ich erlebe, mit welcher Offenheit und Erwartung die Kinder zur Kindersegnung in unserer Gemeinde kommen, bin ich besonders berührt, aber auch beschämt. Hier wird für mich deutlich, was Jesus damit meint, dass wir wie die Kinder werden sollen.
Segnen bedeutet für mich auch, dass ich das, was ich nicht tragen und nicht beeinflussen kann, in Gottes gute Hände lege. Pfarrer Dr. K. Douglass (Referent für geistliche Gemeindeentwicklung der ev. Kirche Hessen Nassau) schreibt: „Ich segne dich“ heißt: „Ich übertrage auf dich die Kraft Gottes! Du darfst und sollst aus der Kraft Gottes leben!“
Horst:
Horst, Du segnest täglich Menschen aus der Gemeinde, besonders Kinder aber auch Menschen aus der Ferne, die Du gar nicht kennst. Du schleuderst geradezu mit Segen um Dich. Warum machst Du das?
„Weil das meine Berufung ist und weil es mir Spaß macht!“
Wer das Segnen einmal ausprobieren möchte oder sich segnen lassen möchte, ist herzlich zum Gottesdienst eingeladen. Dort findet man auch den Segnungsdienst.
Das Interview führte Marcus Hager.