Helga Paris hat ihre Tochter in Halle besucht, als diese an der Burg studierte. Natürlich hatte sie ihre Kamera dabei. Zur Fotographie ist die Autodidaktin durch Familienfotos gekommen. So entstanden von Halle neben den Bildern, die die Stadt wie ein Häusergebiss mit lauter ausgefallenen und maroden Zähnen zeigen, auch ganz privat anmutende Schwarzweißfotos, die in dem Bildband “Diva in Grau” zu sehen sind.
Schwarzweiß Fotos oder die Diva in Grau. Sie bemerken den Unterschied? Es gibt in Halle weder reines Schwarz noch reines Weiß, aber es gibt Menschen, die entweder nur das eine oder das andere sehen wollen. Schwarz oder weiß betonen. Das ist das sogenannte Schwarzweißdenken. Doch zum Glück gibt es viel mehr von denen, die die Mischtöne sehen. Und nicht nur in mausgrau, staubgrau, aschgrau, … Und ich denke, genauso muss es in der Atmosphäre einer Gesellschaft und in der Haltung eines Menschen sein. Niemand ist komplett verdorben oder heilig, sondern wir sind alle dazwischen. Und es gibt ständig Besserung und Abstieg.
Zu Pfingsten feiern die Christen die Ausgießung des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist ist der von Jesus zugesagte Beistand, wenn er selber zu seinem Vater zurückkehrt. Die Menschen sollen die Welt nie wieder ohne Gott sehen müssen. Gott ist da. So wie die eine Taube in der Straße, die die Existenz von Vögeln in einer scheinbar naturbereinigten, tristen Stadt belegt. So belegt die eine vom heiligen Geist bewegte Person die Anwesenheit Gottes in der Welt. Gott ist da, auch wenn viele schwarzsehen. Es gibt Hoffnung.
Es gibt einen Satz im Johannesevangelium, der auch oft populär zitiert wird. “Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen, weisst aber nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren ist.” Er ist nicht ausrechenbar. Der Geist? Nein, der Mensch. Nicht das Wehen des Geistes ist unbestimmt, sondern die Motivation eines vom Geist bewegten Menschen ist nicht jedem offensichtlich. Denn die Tat kommt aus Gott.
So ist es menschenmöglich mehr Farbe ins Schwarzweiß und ins Grau einer Stadt zu bringen. Es braucht nur die Windkraft aus Gott. Im Evangelium des Johannes nennt sich das Wiedergeburt. Von neuem geboren werden, sodass andere zwar nicht immer erkennen, woher der Wind weht, aber jeder versteht, dass es einen Unterschied macht, vom Geist bewegt zu werden. Besser zu segnen als zu lästern, besser die andere Wange auch noch hinzuhalten statt Gewalt eskalieren zu lassen und auch Hoffnung und Humor zu bewahren und Gerücht und Verschwörung totzuschweigen.
Ich danke allen, die in der vergangenen Wochen selbst dann weitergeholfen haben und nüchtern und mutig geblieben sind, als es wegen des Corona-Virus düster aussah. Eine Schwalbe macht zwar noch keinen Sommer, aber der Wind des Geistes bewegt uns in die richtige Richtung.
Ihr Ralf Döbbeling