Diese Redensart hat mein Opa gern verwendet. Im ersten Satz tut der Mensch etwas und im zweiten Satz, wie eine Reaktion darauf, kommt Gott ins Spiel. Aber das ist trügerisch. Die Pointe dahinter scheint mir zu sein, dass Gott immer schon da ist und die Welt in den Händen hält. Das Gelingen in unserem Tun, das haben wir nicht ganz in der Hand. Wir können große Pläne machen, uns Fantastisches ausdenken, aber was wirklich geschieht, was Wirklichkeit wird, das liegt bei Gott.
Manche deuten den Spruch so weit, dass Gott alles steuern und vorherbestimmen würde. Dann wären wir Menschen nur noch Spielfiguren, die glauben, selbst zu entscheiden, aber diese gefühlte Freiheit wäre Illusion. Tatsächlich hat mir diese Vorstellung zu Schulzeiten gefallen. Ich erinnere mich noch an rege Diskussionen im Religionsunterricht. Damals dachte ich: Das ist doch nicht so schlimm, wenn Gott alles bestimmt. Es ist doch egal, ob die Freiheit nur eingebildet ist, solange es sich so anfühlt, als wäre ich frei. Aber was ist denn, wenn es sich nicht so anfühlt? Menschen erleben Unfreiheit, Menschen erleben Schicksalsschläge. Das wären dann aber Gottes Schläge, denn Gott lenkt ja. Spätestens jetzt wird es schwierig.
Im Kirchenjahr sind wir in der Zeit zwischen Weihnachten und Ostern. Gott ist Mensch geworden, wahrer Mensch mit eigenen Gedanken und Gefühlen. Jesus lebt und fühlt wie seine Mitmenschen. Sein Los ist der Tod am Kreuz. Was denkt der Mensch Jesus? Lenkt der Vater im Himmel? Im Garten Gethsemane betet Jesus:
Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber;
doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst! (Mt 26,39)
Gott gibt sich selbst ins Leiden, in die Unfreiheit, er wird ausgeliefert. Als Mensch überwindet Gott den Tod und die Unfreiheit für die Menschen: Ein Weg durchs Kreuz ins Licht. Das macht mir Hoffnung und das gibt mir Mut, mein Leben in Gottes Hände zu legen. Ich vertraue darauf, dass Gott mich auch im Leiden begleitet, so wie er mir Freude geschenkt hat. Gott begleitet mich durch Umbrüche und Wendepunkte.
Ich habe mir nicht ausgedacht, Vikar in der Bartholomäusgemeinde zu werden und auch nicht, mich im März 2025 verabschieden zu müssen. Das waren andere Menschen, aber Gott hat auf jeden Fall seinen Segen dazu gegeben. Ich bin sehr dankbar für diese Zeit, für die wunderbaren Begegnungen und unsere Gemeinschaft. Es erfüllt mich mit Kraft und Freude für meine neuen Aufgaben und ich habe viel lernen und erfahren dürfen. Ganz bestimmt kann ich „Auf Wiedersehen“ sagen, denn meine Familie und ich werden der Bartholomäusgemeinde verbunden bleiben.
Fridolin Wegscheider