Im Sommer wird es in den Gemeinden ruhiger. Viele sind im Urlaub. Gerade in der Situation der unbesetzten Pfarrstelle in der Bartholomäusgemeinde wird es mit der Urlaubsvertretung eng.
Dennoch haben wir eine Lösung gefunden. Frau Pfarrerin Eichert aus der Laurentiusgemeinde und ich, Pfarrer Becker, werden uns gegenseitig vertreten, wenn einer nicht da ist. Zu den Gottesdiensten wird die Petrusgemeinde vierzehntägig in die Bartholomäusgemeinde zum Gottesdienst um 9.30 Uhr eingeladen. An den Sonntagen dazwischen wird sie um 11 Uhr, also einen Stunde später als gewohnt, in der Petruskirche in Kröllwitz feiern.
Not macht erfinderisch und sie lässt manchmal auch neue Perspektiven zu. Wir lernen es, die Saale zu überschreiten und erkennen die Ökumene vor Ort. Gemeinden haben unterschiedliche Gewohnheiten und unterschiedliche Erfahrungen. Die unbesetzte Stelle in Bartholomäus bringt uns dazu, näher zueinander zu rücken und einander zu besuchen und kennen zu lernen. Wir entdecken wie Christen auf beiden Seiten der Saale in den Gemeinden leben. Wir sind im Glauben verbunden. Wir nehmen Unterscheide wahr und lernen das jeweils eigene zu schätzen. Unser Glauben kann sehr unterschiedlich gedacht, gefühlt und gelebt sein. Das ist manchmal für uns schwer zu ertragen. Der Geist der Einheit und des Vertrauens ist ein Geschenk Gottes. Im Gebet dürfen wir ihn erbitten und unser Leben auf diesen Geist ausrichten.
Die Koordinatoren der Bartholomäusgemeinde und Ehrenamtsvertreter der Petrusgemeinde haben sich am 31. Mai getroffen und angeregt miteinander gesprochen. Diesmal haben die Ehrenamtlichen die räumlichen und strukturellen Bedingungen in der Bartholomäusgemeinde kennen gelernt. Beim nächsten Treffen in der Petrusgemeinde wird diese als Gastgeberin ihre Arbeitsbedingungen vorstellen. So wachsen menschliche Kontakte und Beziehungen.
Auch die Gemeindekirchenräte sind miteinander im Gespräch. Schon drei mal haben wir uns zu gemeinsamen Beratungen getroffen. Wir loten aus, wo wir einander stärken und helfen können. Was so bleiben sollte wie es ist, und wo Veränderung aufeinander zu, eine Bereicherung für die Gemeinden sein können.
Die Planungen des Kirchenkreises und der Kreissynode haben für diesen Prozess den Anstoß gegeben. Doch schon längst haben unsere Gemeinden erkannt, dass es besser ist aktiv zu gestalten, als abzuwarten, was uns von oben verordnet wird. Unser Blick wird nun auch auf die Gemeinden der Laurentius- und der Marktgemeinde gelenkt. Personell sollen wir vier Gemeinden eine Gemeindekooperation bilden. Die hauptamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in diesen Gemeinden sind angewiesen in der Bewältigung ihrer Arbeit einander zu unterstützen und zu vertreten. Am Trinitatisfest haben sich Gemeindeglieder aus der Petrusgemeinde, der Bartholomäusgemeinde und der Laurentiusgemeinde auf dem Kellerberg in der Dölauer Heide zu einem Waldgottesdienst getroffen. Auch dies war trotz verregneten Wetters ein hoffungsvoller Beginn.
Christen brauchen die anderen Christen um auf dem Weg des Glaubens zu bleiben. Deshalb ist Gottesdienst und Gemeinschaft in den Gemeinden vor Ort so wichtig. Es ist ermutigend so vielen jungen Menschen und Familien zu begegnen, die sich zur christlichen Gemeinde bekennen. Jesu hat uns in die Gemeinschaft gerufen. Er führt uns durch sein Wort und seine vergebende Liebe. Er heilt und eint was zerbrochen ist.
Die Gemeinschaft der evangelischen Christen in Halle hat sich entschlossen unter schwierigen finanziellen Bedingungen in die Zukunft zu gehen. Dafür wurde ein Stellenplan beschlossen. Die Pfarrstelle der Bartholomäusgemeinde wird zum nächst möglichen Termin mit einer Anstellung von 75 % ausgeschrieben. Im Amtsblatt der EKM wird diese Ausschreibung im Juli erscheinen. Bewerbungen sind sechs Wochen lang möglich. Die Landeskirche wird einen Bewerber der Bartholomäusgemeinde, nach vorheriger Auswahl, präsentieren. Mit einer Besetzung der Stelle ist also frühestens zum Jahreswechsel zu rechnen. Genug Zeit um die Pfarrwohnung in der Bartholomäusgemeinde zu sanieren.
Die Epistellesung vom Trinitatisfest, an dem sich die drei Gemeinden getroffen haben, ist auch eine Aufforderung an uns: Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt. Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht? Und dies gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebt. 1. Johannes 4, 19 ff.
Dies ist keine Drohung, sondern wir können es erleben: Im Geist der Gemeinschaft des Glaubens werden wir einander zur Stärkung und entdecken die Kraft Gottes in uns.
Gott behüte uns in diesen Tagen. Pfarrer Helmut Becker