Foto: ©Gabi Nobre – Portrait

Seit 2019 lebt und arbeitet Jasmin Brückner in Halle. Bis zum Sommer letzten Jahres war sie bei der Freiwilligenagentur beschäftigt. Seit sieben Monaten hat sie nun einen Arbeitsplatz im Steilen Berg 4 gemietet. Dort traf Ralf Döbbeling sie zum Gespräch.

Du hast zunächst soziale Arbeit in Ludwigsburg und zusätzlich berufsbegleitend biografisches und kreatives Schreiben in Berlin studiert und gerade die Masterarbeit abgegeben. Wie bist du dazu gekommen?

Eigentlich durch Zufall habe ich den Weg auf die Kleinkunstbühne bei Poetry-Slams gefunden. Lieber jedoch mag ich Spoken Word (Kunstform, bei der Poesie für den Live-Vortrag entsteht, Anm. d. Red.), weil es sinnhafter und nicht so wettbewerbsorientiert ist. Ich möchte gerne beruflich den sozialen Kontext meiner bisherigen Arbeit stärker mit dem Schreiben verbinden.

Das hast du aber auch bisher schon gemacht, oder?

Ich habe schon vorher Texte verfasst und zwei Bücher veröffentlicht, doch gerade arbeite ich oft an einem poetischen Austausch mit einer befreundeten Fotografin, die auch hier im Steilen Berg arbeitet. Performt habe ich unter anderem schon für die Friedensdekade im Berliner Dom.

Ist das auch dein Ziel für die Zukunft?

Ich möchte weiterhin gerne drei Standbeine haben. Als Spoken-Word-Künstlerin auftreten, Schreibwerkstätten anbieten, wie ich es jetzt auch schon für Lebenserprobte im Literaturhaus in Halle mache, und außerdem Auftragstexte für Organisationen übernehmen. Also nicht klassische Werbetexte, sondern eher in diakonischen oder sozialen Kontexten.

Was reizt dich daran?

Es ist flexibel und vielfältig, von den Orten und den Personen. Ich kann es also wie nächsten Monat auch in Spanien ausüben. Und Worte, Sprache, Texte haben mich immer begleitet. Ich brauche Orte, wo was los ist, um es dann in Worte zu kleiden.

Welche Rolle spielt für dich dabei der Steile Berg? Du hast dich ja nicht ganz spontan dafür entschieden.

Der Steile Berg ist einfach ein cooler Ort. Ich bin nicht von besonderen Orten abhängig. Kann in Dorf oder Stadt leben und arbeiten. Aber hier gibt es eine gegenseitige Inspiration untereinander. Wir begegnen uns und lernen voneinander. Durch die verschiedenen Formate von Jan Micha – Steile Thesen, Gipfeltreffen oder Abendessen – kommen Menschen zusammen und tauschen sich aus. Ich sehe in einem solchen Raum große Chancen.

Würdest du sagen, dass du in der Gemeinschaft, also der inspirierenden Begegnung von Menschen, auch eine Kernkompetenz von Kirche erkennst?

(zögert): Ich finde das Haus gar nicht so christlich. Es gibt auf jeden Fall keine unausgesprochenen Erwartungen, sich an etwas explizit Christlichem zu beteiligen. Aber es passiert, dass die Menschen hier über die berufliche Perspektive hinaus, für die wir ja hier sind, viel voneinander profitieren. Und das ganz ungezwungen. Das ist schon cool.

Tragen dazu auch das Haus und das Grundstück selbst bei?

Das Haus strahlt eine große Ruhe aus. Ich könnte auch in einem Coworking-Space arbeiten und habe das auch schon, z.B. in Berlin, gemacht, wo man keinen festen Schreibtisch hat. Aber das Haus hier empfinde ich persönlich als warm. Das ist aber untypisch und in Kirchen nach meiner Erfahrung eher selten zu finden, dass sie einen offenen und experimentellen Raum bieten. Damit versucht der Steile Berg ein Angebot zu machen, eine Lösung für eine gesellschaftliche Frage zu schaffen.

Ich habe den Eindruck, dass du den Steilen Berg auch anderen weiterempfehlen würdest.

Zum Hoffest mit Basar und Musik habe ich schon eine Freundin mitgebracht und das Haus gezeigt, so wie ich selbst das Haus auf Empfehlung kennengelernt habe.

Ich danke dir für das Gespräch und deine Offenheit.