Allsonntäglich segnen jeweils zwei Menschen die Kinder im Gottesdienst und sind im Anschluss Ansprechpartner für persönliche Stärkung und Gebet. Mit zwei Vertretern des Segnungsdienstes, Anne-Dorle und Johannes Spengler, haben wir über diese besondere Arbeit gesprochen.

Wie würdet ihr eure Aufgabe beschreiben? Worin besteht der Segnungsdienst?

Anne-Dorle: Unser Angebot bedeutet, dass niemand in seiner Not allein bleibt. Zu wissen, es gibt einen Platz, wo zwei bereit stehen und die mir helfen, das Gott zu übergeben, was mich schmerzt.

Was heißt für euch „Segnen“ bzw. um Segen bitten? Und warum kann das jeder von uns tun?

Johannes: Segnen ist ursprünglichstes Handwerkszeug eines jeden Christen. Dafür brauchst du keine Ausbildung, sondern musst es nur tun. Wo zwei oder drei zusammen sind, ist Jesus unter uns, sagt die Bibel. Wir sind zwei Menschen, die einen dritten Menschen vor Gott bringen, der Stärkung braucht. Das ist berührend. Ich denke, wir unterschätzen als Christen oft die Macht des Segens.

Anne-Dorle: Besonders deutlich wird das für mich, wenn die Kinder kommen und so voll Erwartung vor uns stehen. Wie eine kleine Sonnenblume ist das Gesicht, ganz offen, ganz aufmerksam für das Wort. Das ist ein besonderer Moment. Dass wir Segnen können, auch ohne große Worte, hat mit Jesus und unserer Beziehung zu Gott zu tun.

Johannes: Und Segnen muss nicht auf diesen besonderen Moment begrenzt sein. Segnen kann man immer und überall. Die Kassiererin, die gerade Stress hat. Den Straßenbahnfahrer. Das ist eine Fülle an Möglichkeiten. Wenn wir das alle tun, dann entsteht eine große Kraft.

Woraus erwächst diese kraftvolle Wirkung eurer Erfahrung nach?

Johannes: Wir helfen, den Menschen den Stecker in die Steckdose zu stecken, damit die Maschine Saft kriegt. Segnen ist ein Kraftstrom Gottes, der fließen will, wenn man ihn in Anspruch nimmt.
Anne-Dorle: Man hört Gott ja in den seltensten Fällen akustisch. Wenn man zwei Menschen vor sich hat, die in seinem Auftrag sprechen, ist das eine Wohltat.

Warum habt ihr euch für diesen Dienst entschieden?

Johannes: Als wir vor etwa 10 Jahren in die Gemeinde kamen und hörten, dass es hier einen Segnungsdienst gibt, da waren wir glücklich. Das ist eine Kostbarkeit, die unsere Gemeinde hat.
Anne-Dorle: Wir hatten etwas Ähnliches auf einer Kirchenwoche kennengelernt, wo es eine Segnungszeit gab. Als wir hier gefragt wurden, ob wir mitmachen würden, waren wir gern dabei.

Wie war das in Corona-Zeiten?

Anne-Dorle: Solange Gottesdienste stattfanden, gab es auch den Segnungsdienst, zeitweise auch draußen und ohne Berührung.
Johannes: Schön fand ich, dass durch Corona die Eltern ihre Kinder am Platz gesegnet haben. Ich möchte sie ermutigen, das auch sonst viel mehr zu tun.

Welche Rolle spielt beim Segnen die Berührung?

Anne-Dorle: Viele Menschen brauchen sie, aber sie ist nicht notwendig und nicht jeder möchte berührt werden. Außerdem gibt es dazu Vereinbarungen, um Irritationen zu vermeiden.

Euer Team besteht derzeit aus sechs Personen und ihr sucht noch Unterstützer. Was soll die- oder derjenige mitbringen?

Johannes: Vor allem braucht es keine rhetorische Begabung. Wir sind nur Mittler, keine Verantwortliche. Es braucht Offenheit für das Gegenüber und den Mut, laut in einer Gruppe zu beten. Für alles weitere sorgt Gott.

Vielen Dank für das Gespräch und eure Arbeit!

Das Team des Segnungsdienstes freut sich über Mitstreiter. Wer dabei sein oder auch nur erst einmal schnuppern möchte, meldet sich bitte bei Reinhard Grohmann oder spricht die Mitarbeitenden nach dem Gottesdienst an.

Interview und Foto: Katharina Lipskoch