Ab dem 15.07.2013 ist die Pfarrstelle in Bartholomäus wieder besetzt. Ralf Döbbeling lebt bereits seit Ende Juni mit seiner Frau Annette (beide Jahrgang 1963) im Gemeindehaus. Vorher wohnte das Ehepaar mit seinen vier mittlerweile erwachsenen Kindern in Berlin. Dort arbeitete Ralf Döbbeling 16 Jahre lang an verschiedenen Stellen in der Stadtmission.
Wie sind Sie eigentlich nach Bartholomäus gekommen?
Ralf Döbbeling: Wir hatten einen „Kuppler“, der sowohl mich als auch die Gemeinde kennt. Er wusste von der langen Vakanzzeit und dem Bedürfnis, jemanden zu finden, der hierher passt. In einem Gespräch mit ihm wurde mir klar: Es wäre jetzt dran, etwas Neues zu machen. Nach einem ersten Kontakt via E-Mail sind meine Frau und ich dann „inkognito“ hier in Bartholomäus in den Gottesdienst gegangen. Im Kirchencafé sind wir dann gleich gefragt worden, wer wir sind und warum wir hier sind und so mussten wir unser Inkognito lüften – und es war gleich Liebe auf den ersten Blick. So kam mehr zustande, als wir für den ersten Besuch erwartet hatten. Ziemlich schnell haben dann beide Seiten gesagt, dass wir es uns miteinander vorstellen können: Wir haben gemeinsame Bilder von Gemeinde, Gemeindewachstum, Mitarbeiterbegleitung… Und für die formalen Anforderungen haben die Verantwortlichen in der regionalen Kirchenleitung dann auch unbürokratische Wege gefunden, die wir gehen konnten.
Was reizt Sie an der Stelle in Bartholomäus?
Ralf Döbbeling: Dass mein berufliches Umfeld und mein Wohnumfeld zusammenfallen. Das war bei meiner vorherigen Stelle in Berlin ganz anders, dort hatte ich oft eine Entfernung von 30 bis 45 S-Bahn-Minuten zwischen Wohnung und meiner Arbeit. Ich habe ziemlich schnell gemerkt: Das Pfarramt wird nicht vom Amt, sondern von der Person getragen – und die wird anschaubarer, wenn man am Arbeitsplatz wohnt. Hier in der Gemeinde bin ich umgeben von dem, was meine Arbeit ist. Ich finde die Aufgaben direkt dort, wo ich mich auch sonst aufhalte. Hier sehen mich die Menschen auch, wenn ich auf dem Balkon sitze oder Fahrrad fahre – man begegnet sich natürlicher.
Wie verändert sich durch den Umzug nach Halle für Sie die Gemeindesituation?
Annette Döbbeling: Ich freue mich darauf, wieder eine Gemeinde zu haben. Für mich bedeutet Gemeindeleben mehr, als nur am Sonntag in irgendeinen Gottesdienst zu gehen. Ich will nicht anonym im Gottesdienst sitzen und dem Pfarrer lauschen. Gottesdienst heißt für mich auch, Menschen zu treffen, die ich kenne, mit denen ich den Gottesdienst feiere. Das hat mir in den letzten Jahren gefehlt.
Ralf Döbbeling: In den vorherigen Gemeinden haben wir uns immer auf bestimmte Milieus, bestimmte Arten von Menschen konzentriert. Das hatte aber auch die Folge, dass für die anderen ganz schnell kein Platz war. Für uns war immer die Frage: Wohin können wir dann unsere persönlichen Freunde zum Gottesdienst einladen? Dafür haben wir keinen Ort gefunden. Das ist ein großer Wunsch an Bartholomäus: Ich möchte eine Gemeinde, auf die ich so stolz bin, dass ich sagen kann: „Meine Freunde, kommt mit, da werdet ihr etwas erleben, das euch gut tut“ – und das gilt auch den „nicht-kirchlichen“ Freunden.
Können wir als Gemeinde diesen Anspruch überhaupt erfüllen?
Ralf Döbbeling: Da habe ich keine Bedenken. Wir haben uns bereits bei dem „Inkognito-Besuch“ wohlgefühlt. Bei allem, was initiiert wird und was an Plänen für die Zukunft da ist, sehe ich Bartholomäus auf einem guten Weg.