Die Jahresrüste (JaRü) unserer Jugendarbeit konnte in diesem Jahr nicht so stattfinden wie gewohnt. Übernachtungen großer Gruppen in Freizeitheimen waren im Sommer schwierig zu planen bzw. zu realisieren. Doch die Jugendlichen wollten sich ihre gemeinsame Zeit nicht nehmen lassen. Wir sprachen mit Lotte Büdel, eine der Organisatorinnen.
Hallo Lotte, ihr habt in diesem Jahr trotz Corona einen Weg gefunden gemeinsam unterwegs zu sein. Kannst du uns erzählen, was ihr gemacht habt?
Lotte Büdel: Wir haben uns in fünf kleine Gruppen aufgeteilt und sind um und auf dem Geiseltalsee gewandert, Fahrrad gefahren und gepaddelt. Jede Gruppe hatte jeden Abend eine andere Unterkunft, eine andere Art zu essen und jede und jeder hatte ein eigenes Zelt. Und damit jede Gruppe wusste, wo sie lang musste, gab es für jede einen spezifischen Reiseführer.
Die habt ihr für jede Gruppe individuell angefertigt?
Lotte Büdel: Ja, das waren richtig gebundene kleine Bücher. Es ging los mit dem Start und der Belehrung am Hauptbahnhof in Halle und von da an war darin eigentlich jeder kleine Schritt der Woche festgehalten, von der Route bis hin zu Sehenswürdigkeiten, Ausstellungen und Kirchen am Wegesrand, die Unterkünfte, das Essen, ein Zeitplan mit den Referenten für jeden Tag – im Prinzip das komplette Programm.
Und gab es auch eine Möglichkeit, dass sich die Gruppen untereinander verständigt und ausgetauscht haben?
Lotte Büdel: Das war einer der Hauptpunkte unserer Planung, dass alle auch gemeinsam etwas machen. Dafür gab es in der Woche ein fortlaufendes Spiel. In jedem der Bücher war hinten eine Tabelle mit Rätseln und Aufgaben abgedruckt. Für das Lösen und Erfüllen gab es Punkte. Darüber hinaus konnte man über die gemeinsame Whats-App-Gruppe auch die anderen Teams mit „Challenges“ herausfordern: Wer kann am längsten Kopfstand machen? Wer schafft es eine Menschenpyramide zu bauen? Wer traut sich irgendwelche peinliche Sachen zu machen? Usw. Und dann gab es am Ende auch einen Sieger.
Ihr hattet, wie sonst auch auf der JaRü, jeden Vormittag ein Thema, wofür ihr euch Referentinnen und Referenten eingeladen habt. Wie habt ihr denn das bei so getrennten Gruppen organisiert?
Lotte Büdel: Es gab eine Unterkunft, in die jeden Vormittag eine neue Referentin kam. Dort trafen sie dann ja immer auch eine andere Gruppe. Die anderen konnten sich per Livestream zuschalten und haben das Thema dann am Handy verfolgt. Gleichzeitig konnten sie auch Fragen stellen, auf die der Referent dann eingegangen sind. Ein Vorteil war, dass so auch die Gemeinde zuhause in Halle über Slack an den Themen teilhaben konnte.
Und gab es auch einen Moment, wo sich alle getroffen haben?
Lotte Büdel: Ja, es gab einen gemeinsamen Abschlussgottesdienst in der Kirche St. Ulrich in Mücheln.
Wenn du jetzt auf die diesjährige, etwas besondere JaRü zurückschaust, wäre das auch ein Konzept für kommende gemeinsame Freizeiten?
Lotte Büdel: Von mir aus gern. Mir persönlich hat es sogar besser gefallen als die letzten Jahre. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass es besonders für die Jüngeren schöner ist, eine ganze Woche gemeinsam an einem Ort zu verbringen, nicht in Gruppen aufgeteilt zu werden und auch mal zusammen abgammeln zu können. Aber ich hatte mich ursprünglich überhaupt erst an den Planungen beteiligt, weil ich das Gefühl hatte, wir müssen an dem traditionellen Konzept der JaRü mal etwas ändern, um auch uns älter gewordene gut einzubinden. Da war dieser Einschnitt in diesem Jahr echt gut. Ich wäre regelrecht enttäuscht, wenn wir nächstes Jahr alles so machen würden wir vor Corona. Denn mindestens einzelne Elemente lassen sich auf jeden Fall gut übernehmen, z.B. die Challenges.
Dann dürfen wir also gespannt sein, wie die JaRü im kommenden Jahr aussehen wird. Vielen Dank, Lotte, für dein Engagement und das Gespräch!
Interview: Jakob Haferland