Foto: Iris HinneburgDie folgenden Kriterien für die Entwicklung neuer Gemeindekulturen stammen aus einem Impuls, den Gottfried Muntschick bei einer Sitzung des Gemeindekirchenrates eingebracht hat.

1. Werdet frei von der Geld-Gesinnung!
„Sammelt euch nicht Schätze auf Erden“, sagt Jesus, „sondern sammelt euch Schätze im Himmel.“ (Mt. 6,19-21)
Für die Gemeindearbeit bedeutet das, dass in erster Linie die Verkündigung des Evangeliums im Mittelpunkt steht und Geld für diese Aufgabe eine dienende Funktion hat. Wenn sich Vermögen ansammelt, dann sollen wir es dankbar einsetzen, um Menschen zum Glauben zu führen und auf diesem Weg zu begleiten. Die Mensch-im-Blick-Kultur ist wichtiger als die Geld-Gesinnung. So wollen wir immer erst fragen, was dient es Gott und den Menschen und dann was kostet es und woher bekommen wir das Geld?

2. Vertraut Gott als der alleinigen Quelle unserer Versorgung!
„Dem Herrn, eurem Gott, gehören der Himmel und alle Himmelswelten und die ganze Erde mit allem, was darauf lebt.“ (5. Mose 10,14)
Das bedeutet für uns als Gemeinde, dass wir unter Versorgung in erster Linie die Versorgung mit Menschen, Gaben und Ressourcen von Gott erwarten dürfen. Es sind nicht unsere ausgetüftelten Konzepte, die das Gemeindeleben lebendig werden lassen, sondern die Gnade Gottes und seine Versorgung in allen Dingen. Wir gehen davon aus, dass wir als Gemeinde alles haben, was wir brauchen; jetzt und zu aller Zeit. Wenn sich neue Herausforderungen von Gott her zeigen, wollen wir eine Vertrauenskultur einüben, dass er uns auch in der finanziellen Frage versorgt. Kredite, Spendenaufrufe, Förderanträge sind dabei ein legitimes und auch von uns gewähltes Mittel Gottes Auftrag umzusetzen. Er wird das Gelingen schenken.

3. Arbeitet als treue Verwalter!
„Nun fordert man nicht mehr von den Haushaltern, als dass sie für treu befunden werden.“ (1. Kor. 4,2)
Das bedeutet für uns als Gemeinde, dass wir einen sehr sorgsamen Umgang mit Geld pflegen. Wir sprechen sehr offen über unseren Umgang mit Geld und legen unser Finanzen offen. Jeder soll Gelegenheit haben, sich ein Bild über die Einnahmen und Ausgaben der Gemeinde zu machen. Dabei sind alle Mitarbeitenden angehalten einen sorgsamen und wirtschaftlichen Umgang mit Geld zu pflegen. Dabei gilt, dass wir in guter Qualität unsere Arbeit in den verschiedenen Arbeitsfeldern tun. Jeder Arbeitszweig soll mit den nötigen Mitteln ausgestattet werden und sie auch verantwortlich verwalten. Der Treue im Kleinen wollen wir als Gemeindeleitung auch eine Treue im Großen entgegenstellen. Zu einer guten Haushalterschaft gehört auch eine Konfliktkultur, die wir einüben wollen, wenn uns Fragen und Zweifel kommen. Keiner soll verurteilt werden, wenn er Fehler macht. Alle wollen wir miteinander Lernende einer fehlerfreundlichen Finanzkultur sein.

4. Gebt den Zehnten!
„Bringt aber die Zehnten in voller Höhe in mein Vorratshaus, auf dass in meinem Haus Speise sei, und prüft mich hiermit, spricht der Herr Zebaoth, ob ich euch dann nicht des Himmels Fenster auftun werde und Segen herabschütten die Fülle.“ (Mal. 3,10)
Für uns als Gemeinde bedeutet das, dass wir zum einen in Verkündigung, Kreisarbeit und im persönlichen Leben das Gebot des Zehnten ernst nehmen, verkündigen und uns den Fragen in diesem Bereich stellen. Das alte biblische Prinzip wollen wir als Gemeinde lehren und leben. Deshalb werden wir auch einen Zehnten im Gemeindehaushalt planen, der der Arbeit am „Tempel“ geweiht ist. Hierrüber gilt es immer wieder neu zu beraten. Und wir pflegen eine Dankkultur für erhaltenen Segen gegenüber den Spendern und gegenüber Gott.

5. Nehmt die Schulden in den Blick!
„Wer borgt, ist des Gläubigers Knecht.“ (Spr. 22,7) Gott will kein Zinsgeschäft `“Wenn ihr einem Armen aus meinem Volk Geld leiht, sollt ihr euch nicht daran bereichern. Verlangt keine Zinsen.“ (2.Mose 22, 24)
Für uns als Gemeinde bedeutet das, dass wir sehr zurückhaltend bei der Entscheidung sind, ob wir Kredite aufnehmen bzw. anderen gewähren. Die in den Punkten 1. und 2. genannten Kriterien gehen einer Kreditaufnahme voran. Die Gemeinde muss sich ihrer Verantwortung für Mitarbeitende und Gebäude gegenwärtig sein. Die schnellen Veränderungen im gesellschaftlichen Leben zeigen, dass auch das gemeindliche Leben Schwankungen ausgesetzt ist. Hier ist eine bewusste Entscheidung wichtig, Kredite als ein letztes Mittel einzusetzen. Hier gilt es eine Bedenkenträgerkultur zuzulassen.

6. Bindet den Überfluss immer an einen Zweck
Beten, Fasten und Almosen geben sind die Werke der Gerechtigkeit (Bsp. 3.Mose 19,9) und wir sollen gezielt die Armen unterstützen. Aber müßige Bettelei soll damit nicht gefördert werden (2.Thess. 3, 10)
Gott möchte, dass wir Überfluss haben, aber er kennt immer das Wozu.
Für uns als Gemeinde bedeutet das, unserem Reichtum und unserem Überfluss eine Richtung zu geben. Dazu müssen wir die Augen sehr weit offen halten und über den Tellerrand schauen, wo unser Engagement hinfließen kann. Der Bedarf ist riesig und wir tun uns selber damit einen guten Dienst, weil der Blick über den Tellerrand unseren Horizont weitet und bereichert. Wir nehmen andere Arbeitsbereiche, Kulturen, Nöte und Bedürfnisse in den Blick und staunen über das Wirken Gottes jenseits unseres Alltagshorizonts. Das Gemeindeleben wird dadurch bereichert und belebt. Hier lernen wir eine neue Berichts- und Zeugniskultur, die zu Gottes Ehre sein Wirken in dieser Welt zeigt. Wir sind ein Teil davon. Gott sein Dank!

Gottfried Muntschick