Liegestühle in der Kirche, ein Taufstein, in dem man sich selbst entdeckt oder eine Staffelei zum Malen – passt das in unsere Kirche?
Die halleschen Kirchen luden am 20.08. unter dem Motto „Was Ihnen heilig ist“ zur „Nacht der Kirchen“ ein. Dafür galt es, Menschen zum Nachdenken anzustoßen, was ihnen „heilig“ oder „unantastbar“ ist. Dafür ist es gut, gewohnte Pfade zu verlassen, denn im Ungewohnten fragt man ganz neu, was einem wirklich wichtig ist.
In unserer kreisrund und sehr offen bestuhlten Kirche luden acht Stationen zur Entdeckung ein. Besucher lernten „mit den Füßen“ Vertrauen und erkannten in der Erinnerung an ihre Taufe ganz neu, dass SIE SELBST das geliebte Geschöpf Gottes sind. Andere schoben ihre Sorgen in die Nischen einer Klagemauer. Die Kreativen drückten in Bildern aus, was sie Gott immer einmal sagen wollten. Besonderen Zulauf fand auch die Möglichkeit, in den Himmel zu schauen und auf Liegestühlen persönlichen Zuspruch an der Kirchdecke zu lesen. Eine bequem gestaltete Ausruhecke machte es möglich, in gemütlicher Körperhaltung bei Gott anzukommen und dem reichhaltigen musikalischen Programm zu lauschen. Viele Menschen genossen die Besonderheit des Ortes; einige ließen sich zudem mit Ölen salben und segnen.
Das „Café am romantischen Ort“ fügte sich als geniale Ergänzung zum besinnlich-meditativ gestalteten Kirchraum ein. Man tauschte sich über Erlebtes aus, und der Abend klang über einem Glas Wein aus. Für die Mitarbeiter gab es noch die Erkenntnis, dass sich eine Umbestuhlung des Kirchraums sehr einfach gestaltet: Zu dritt lassen sich in nur 30 Minuten über 200 Stühle unter der Empore unterbringen. Wichtiger ist es aber, andere Erkenntnisse zu bewahren: Sowohl gemeindeferne Besucher (ca. 350 Personen) als auch die sonntäglichen Gottesdienstbesucher haben sich auf einen persönlichen Entdeckungspfad eingelassen.
Alle konnten am veränderten Kirchort entdecken, was ihnen heilig am eigenen Leben ist. Vielleicht sieht man in Zukunft häufiger Liegestühle oder andere Elemente in der Kirche, die zum persönlichen Anstoß werden können.
Dank an alle Mitarbeitenden mit Worten einer Besucherin: „Wenn man in ihre Gemeinde kommt, dann merkt man, dass da wirklich Leben ist.“
Mirko Steffen